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Das wunderbare Augenheilmittel

Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 1 ( von 1 )

Es wird erzählt: Der Fürst der Gläubigen, Harun Arraschid, ging einst mit seinem Gesellschafter Abu Jakub, mit dem Barmekiden Djasar und den Dichtern Abu Nuwas und Asmai aus; da begegneten sie einem alten Mann auf einem Esel reitend. Harun Arraschid sagte zu Djasar: "Frage diesen Mann, woher er ist." Djasar fragte ihn, und der Alte antwortete: "Von Bassrah." - "Und wo willst du hin?" fragte ferner Djasar. "Nach Bagdad," antwortete der Alte. "Und was willst du dort tun?" - "Ich will mir dort ein Arzneimittel für meine Augenkrankheit holen." Da sagte Harun Arraschid zu Djasar: "Treibe mit diesem Mann ein wenig Scherz." Djasar erwiderte: "Ich werde, wenn ich mit ihm Scherz treibe, unangenehme Dinge hören müssen." Aber Harun Arraschid beschwor ihn nochmals, er möge ihn doch zum Besten haben. Da sagte Djasar dem Alten: "Was gibst du mir, wenn ich dir ein Mittel sage, das dich gewiss heilt?" Der Alte antwortete: "Gott wird dir einen besseren Lohn geben, als ich vermag."
Djasar sagte dann zu dem Alten: "So höre denn mein geheimes Mittel, das ich vor dir noch Niemanden anvertraut. Nimm drei Pfund Wind, drei Pfund Sonnenstrahlen, drei Pfund Mondschein und drei Pfund Flamme eines Öllichts, mische Alles in einen bodenlosen Mörser, lass es drei Monate in der Luft stehen, dann stoße es drei Monate lang. Wenn du es gestoßen hast, leere es in eine durchlöcherte Schachtel und lass es wieder drei Monate in der Luft stehen. Du gebrauchst dann diese Arznei jeden Tag dreihundert Mal, ehe du schlafen gehst, und wenn du sie drei Monate hintereinander gebraucht hast, wirst du mit Gottes Willen genesen." Als der Alte diese Worte von Djasar hörte, sagte er: "Gott schenke dir für deinen Lohn eine Sklavin, durch die du zuletzt dein Gesicht verlierst, und wenn du stirbst und deine Seele in die Hölle fährt, so ziehe sie dich im Kot am Barte herum." Harun Arraschid lachte so heftig, dass er umfiel, und als er wieder zu sich kam, ließ er dem Alten dreitausend Drachmen geben.

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