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Das Liebepaar in der Schule

Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 1 ( von 1 )

Man erzählt auch. Ein Jüngling war mit einer jungen Sklavin in der Schule und liebte sie so leidenschaftlich, dass er sich alle Mühe gab, sich ihr zu nähern. Eines Tages, als der Lehrer kein Auge auf seine Schüler hatte, schrieb er auf die Tafel der Sklavin folgende Verse:

"Was sagst du zu Dem, den die Liebe so ausgetrocknet, wie ein dünnes Rohr? dessen Schmerz so heftig ist, dass er seine Liebe nicht länger mehr in seinem Herzen verbergen kann?"

Als die Sklavin ihre Tafel wieder nahm und des Jünglings Verse darauf fand, weinte sie vor Mitleid über ihn und schrieb folgende Antwort:

"Sehen wir einen Jüngling, in dem die Liebesflamme glüht, so sind wir ihm von Herzen gut und sagen ihm, dass seine Liebe erwidert wird und viele Freuden bringen kann."

Als sie diese Verse geschrieben hatte, trat der Lehrer wieder in's Zimmer und nahm plötzlich ihre Tafel, und als er gelesen hatte, was darauf stand, bemitleidete er die Liebenden und schrieb noch folgende Verse hinzu:

"Erhöre deinen Geliebten, fürchte Niemanden, habe Mitleid mit dem von Liebesgram Gepeinigten."

Nun trat zufällig der Eigentümer der Sklavin in die Schule, und nahm die Tafel seiner Sklavin und las, was darauf geschrieben stand von der Hand des Jünglings, der Sklavin und des Lehrers, da schrieb auch er folgende Verse hinzu:

"Möge Gott euch nie trennen und eure Verleumder stets beschämen, auch euern Lehrer segne er, weil er so nachsichtsvoll und teilnehmend war."

Sodann ließ der Eigentümer der Sklavin den Kadhi und Zeugen rufen und den Ehe-Kontrakt zwischen dem Jüngling und der Sklavin schreiben; er ließ auch eine große Mahlzeit bereiten und überhäufte sie mit Geschenken, und sie lebten mit einander in Glück und Wohlstand, bis der jeder Lust ein Ende machende Tod sie trennte.

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